... Lettland ...

Nach der Grenze merklich weniger Autoverkehr und noch etwas schlechtere Strassen. Auch das Wetter nimmt ab, bzw. der Regen zu (dafür können die Letten nix). Kurzer Abstecher nach Liepaja, einkaufen bei Maxima (riesig - stellt jeden MMM in die Ecke), Lebensmittel und - angesichts des Wetters - Gummistiefel gekauft. Weiterfahrt nordwärts, der Küste entlang. Unser heutiges Nachtlager haben wir unmittelbar am Strand gefunden. Regen, Regen, Regen und leider kein Sonnenuntergang.

19.8.16

Das Wetter scheint Erbarmen mit uns zu haben. Die Wolkendecke lockert sich. Die wenigen Sonnenstrahlen schrauben die Temperatur auf angenehme 20 Grad. Wir fahren der Küste entlang, hoch zum Kap Kolka, dort wo die Ostsee und die Bucht von Riga aufeinandertreffen. Obwohl man von einer Küstenstrasse spricht, sehen wir kaum einmal das Meer. Links und rechts der Fahrbahn Wald, meist dichter Birkenwald, der Waldboden mit Farn und einem Teppich von Erika geschmückt. Gewisse Strassenabschnitte weisen einen ausgezeichneten Belag auf – andere, mit Schlaglöchern übersäte Stücke zwingen uns immer wieder zu Tempo 50 km/h. Unterwegs begegnen wir kaum anderen Fahrzeugen. Dann, atemberaubend schön das Kap Kolka. Weisse Gischt säuselt unaufhörlich auf dem wilden, dunklen Wasser, das jeden zu verschlingen scheint, der es wagt, ihm zu nahe zu treten. Die Wucht, mit der die Ostsee auf das Wasser der Rigabucht trifft, diese ganze Kraft der Natur, sie ist spürbar, fast greifbar.  

20.8. / 21.8.16

Riga, Lettlands Hauptstadt. Unser Quartier für die nächsten zwei Tage schlagen wir direkt am Fluss Daugava auf, mit Panoramablick auf die Innenstadt. Mit dem Taxi und für 5 Euro sind wir innerhalb von zehn Minuten im Zentrum. Wir erleben Riga als junge, lebendig Stadt. Rekonstruierte, alte, moderne und neue Bauten geben sich die Hand. Viele autofreie Plätze mit Strassencafés laden ein zum Verweilen. Der Zentralmarkt bei Bahnhof, einer der grössten Märkte Europas, fasziniert mit seiner Vielfalt an Gemüse-, Beeren-, Pilz-, Fleisch- oder auch Kleiderständen. Im Museum für Okkupation, einem ehemaligen KGB-Hauptquartier, wird uns klar, welchen unerbittlichen Freiheitskampf die Letten in den vergangenen Jahrzehnten geführt haben. Die Besetzer, einmal die Russen, dann wieder die Deutschen, lösten sich mehrfach hintereinander ab. Die bis heute - hoffentlich - endgültige Befreiung erlebten die Letten genau heute vor 25 Jahren, am 21. August 1991, als die Sowjetunion endlich die Unabhängigkeit Lettlands (und Litauens) anerkannte. Die letzten sowjetischen Truppen wurden aber erst 1999 abgezogen.

Am Abend, an einer Sitzbank vor unserm Fahrzeug, ergibt sich spontan ein Gespräch mit zwei jungen Pärchen. Das eine aus Deutschland ist seit drei Monaten mit Fahrrad und Zeit unterwegs. Seit ihrer Abreise haben sie bereits über 3500 km in den Beinen. Ihre Jobs haben sie aufgegeben und wollen nun mit ihren Rädern bis nach Vietnam. Zur Zeit sind sie unterwegs Richtung Süden um in Griechenland zu überwintern. Mit grossem Respekt hören wir von ihren Erlebnissen. Das andere Paar, er ist Holländer, lebt aber mit seiner Partnerin seit sieben Jahren in Australien, ist ebenfalls seit ca. drei Monaten in Europa unterwegs. So ergibt sich ein spannender Informationsaustausch, hilfreiche Reise-Apps werden empfohlen oder Strassenkarten, die nicht mehr gebraucht werden, wechseln die Besitzer. Mit etwas finnischem Schnaps, der plötzlich auf dem Tisch steht, werden die erlebten Geschichten immer bunter und wilder. Ruckzuck ist es Mitternacht.  

22.8.16

Am Morgen, vor der Weitrfahrt Richtung Estland, decken wir uns am Zentralmarkt in Riga mit Himbeeren, Heidelbeeren, frischem Salat und Eierschwämmen ein. Die "Sehenswürdigkeiten" entlang der Route erweisen sich als wenig spektakulär. Immerhin haben wir die "Ehre", mit der einzigen Luftseilbahn im Baltikum, eine Schlucht zu überqueren. Auch die "einzige Höhle im Baltikum" wird kaum ihrem Namen gerecht und gleicht mehr einem Felsvorsprung. Spektakulär hingegen der Campingplatz, den wir gegen Abend ansteuern. Grosszügig angelegt, direkt an einem See, sauber und perfekt eingerichtet. Auch das Wifi lässt nichts zu wünschen übrig, es reicht sogar, um die SRF-Tagesschau zu sehen.

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