Die Lofoten

Liebe Blogg-Leser, ich bin mir bewusst, ich bin in Verzug mit Schreiben. Es sind nunmehr über zehn Tage, seit ich über die Walsafari in Andenes berichtet habe. Und auch die Lofoten liegen bereits hinter uns. Von Nord nach Süd haben wir die Inselgruppe durchquert und sie in Moskens mit der Fähre Richtung Bodø verlassen. Bei typischem Lofotenwetter (wechselhaft, windig, regnerisch, fünf Mal am Tag wechselnd, kaum vorherschaubar) und praktisch ausschliesslich geschlossenen touristischen Einrichtungen genossen wir die raue, fjordübersäte Landschaft. Wiederum zog es uns in die hintersten Winkel und Ecken der einzelnen Inseln. Ich hoffe, euch mit den Fotos einige Eindrücke weitergeben zu können.  -   Regnerisches Wetter und menschenleere Inseln. Das hört sich etwas langweilig an. Doch die intensive Nähe zur Natur und ihrer Schönheit war anspruchsvoll. Und nebenbei haben wir auch einiges erlebt: Fischen mit einem einheimischen Fischer auf dessen Fischkutter; selber Fischen an einer steilen Klippenküste (mit der in Finnland gekauften Angel); wiederum das Nordlicht erlebt; am Ende der Welt, bzw. der Lofoten zwei Fahrzeuge mit CH-Kennzeichen gekreuzt, angehalten und geplaudert; auf einem Felsvorsprung eine Robbenkolonie beobachtet; mindestens ein Dutzend Regenbögen gezählt; und schliesslich noch diese Geschichte: Auf der Suchen nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit, fanden wir an einer Küste - wo denn sonst :-), einen Platz bei einer Sehenswürdigkeit aus dem 2. Weltkrieg. Was an der Ruine allerdings sehenswürdig sein sollte, blieb für uns ein Rätsel. Die Überreste eines Turms, ca. 10 Meter hoch, soll einst der Beobachtung der Kriegsschiffe gedient haben. Heute freuen sich wenigstens die weidenden Schafe über einen Schutz bei starkem Küstenwind. Eine Informationstafel (auf Norwegisch, Englisch und Deutsch), eine Cafeteria (natürlich geschlossen) und Toiletten (zum Glück offen, geheizt und sauber) ergänzten den „historisch wertvollen“ Platz. Um sich das Ganze noch besser vorstellen zu können: es war dunkel, kalt, regnerisch, windig und wir waren alleine. Bis auf einen durchnässten, jungen Fahrradfahrer, der auf einer Bank sass und wenig glücklich aussah. In der Hand hielt er eine Angelrute und am Boden stand ein Plastiksack. Als ich ihn auf seinen heutigen Fangerfolg ansprach, zeigte er mir mit einem mitleiderweckenden Lächeln einen knapp 20 cm langen Fisch. Das sei leider alles. Es lohne sich kaum ein Feuer zu machen. Er werde ihn für morgen aufbewahren und heute wohl nichts essen. Wenigstens habe er bei den Toiletten einen trockenen und windgeschützten Unterstand gefunden. Er sei aus Belgien und seit vier Monaten mit dem Fahrrad unterwegs. Er wolle noch bis ans Nordkapp. Ob er denn wisse, dass Mitte Oktober die Strasse zum Nordkapp geschlossen werde? Nein, das habe er nicht gewusste. Ob er ein Bier möchte? Klar, gerne, er habe seit Wochen kein Bier mehr gehabt. Er sei knapp bei Kasse, habe viel für Fahrradersatzteile bezahlt. Er hoffe arbeiten zu können, im Winter, hier in Norwegen. Was der denn heute essen werde? (selber hatte ich Hunger, es war kalt, windig, regnerisch und inzwischen ziemlich Nacht). Ob er bei uns essen wolle? Teigwaren mit Sugo. Vorher vielleicht eine Suppe?  - Eine halbe Stunde später sass er bei uns im Wohnmobil. Er genoss die Wärme, die Tasse Suppe und drei Teller Pasta. Wir unterhielten uns vorzüglich. Draussen trieb der Wind den Regen durch die Nacht. Aber wen kümmert's - in diesem Moment.

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