Malawi
Der Grenzübertritt von Mozambik nach Malawi verlief, den Umständen entsprechend, gut. Zwanzig Minuten für die Ausreise aus Mozambik, eine Stunde und zehn Minuten für die Einreise nach Malawi. Dank dem E-Visum und einer kurzen Visite im Büro des Chefs der Immigration, erhielten wir problemlos ein Visum für dreissig Tage. Der Besuch in seinem Büro war durchaus interessant. Wie alle Behördenbüros, die wir im südlichen Afrika zu Gesicht bekamen, war auch dieses schummrig, dunkel und spartanisch eingerichtet. Der freundliche Chef Immigration bat uns Platz zu nehmen. Obwohl es nur einen Stuhl gab, insistierte er, dass auch ich mich setzte. So nahm ich, aus Mangel an Sitzgelegenheiten, hinter dem Pult des Chefs, auf einer Fensterbank, die zuvor noch von Kisten geräumt werden musste, Platz. Dieses Chefbüro schien zusätzlich auch als Materiallager zu dienen. Ich zählte über ein Dutzend Kisten - der Aufschrift nach zu urteilen alles Verpackungen für Drucker. Über den wirklichen Inhalt der Verpackungen konnten wir nur rätseln. Neue Drucker? Alte Drucker? Defekte Drucker? Akten? Nichts, nur leere Kisten? Ich wurde den Verdacht nicht los, dass leere Druckerpatronen nicht ersetzt werden und stattdessen neue Drucker zum Einsatz kommen. Aber wie gesagt, es ist nur ein Verdacht.
Mehr Aufwand generierte der temporäre Import des Fahrzeugs. Erst das Ausfüllen von Formularen am Schalter, dann, nebenan an einem bankähnlichen Schalter eine Haftpflichtversicherung bezahlen, zurück zum Custom-Schalter, das Carnet de Passage stempeln lassen – natürlich nicht ohne zuvor ein Formular mit den Angaben auszufüllen, die bereits auf dem Carnet de Passage stehen – um dann schliesslich noch einem Mann in weissem Kittel unsere Impfausweise zu zeigen.
Die Strassen in Malawi sind teilweise sehr gut, teilweise sehr schlecht. Ausserhalb der Grossstadt Blantyre sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Einige Minibusse, ein paar Lastwagen und verhältnismässig viele Geländefahrzeuge von NGOs. Die Menschen sind zu Fuss unterwegs – und vor allem mit Fahrrädern. Auf Fahrrädern wird alles transportiert. Säcke mit Holzkohle, Holz, ganze Baumstämme, ein zweites Fahrrad oder ein Netz voller Hühner – tot oder lebendig, man weiss es nicht so genau. Ein oder zwei Ziegen passen auch noch oben drauf. Oftmals wird so viel Last transportiert, dass das Fahrrad geschoben werden muss.
Herrlich war die Fahrt durch das Gebiet mit den Teeplantagen. Felder, soweit das Auge reicht, mit den ca. 60-80cm hohen Tee-Büschen, die in der Sonne in einem intensiven Grün leuchten.
Als wir in einem Dorf, im Schatten von Bäumen, eine Pause einlegten, waren wir in kurzer Zeit von Kindern umringt. Neugierig aber schüchtern standen sie an der Seitentür unseres Wohnmobils. Tuschelten und kicherten. Ein Erwachsener kam dazu und stellte sich als Lehrer der nahen Schule vor. Ein Teil der Kinder seien seine Schüler. Wir offerierten der Klasse, einen Blick ins Wohnmobil zu werfen. Und so stapften die Dreikäsehochs die Treppe rauf. Einer nach dem anderen funktionierte nicht. So hatten wir dann zeitweise ein echtes Gedränge in unserer «Wohnung». Hat Spass gemacht – den Kindern, dem Lehrer und auch uns.
Nun stehen wir im Liwonde Safari Camp, im Süden Malawis. Das Camp liegt direkt im Liwonde-Nationalpark (548 km2). Nur der ganze Park, nicht aber das Camp ist von einem Zaun umgeben. So lebt man direkt in der Wildnis, Seite an Seite mit Wasserböcken, die friedlich zusammen mit Wildschweinen zehn Meter vor dem Auto grasen. Affen sind stets erpicht, irgendwo etwas Essbares zu ergattern und wenn die Elefanten glauben, sie müssten für besonders saftige Zweige und Äste ihren Weg durchs Camp suchen, kommt unter den Gästen, aber auch beim Personal, eine gewisse Hektik auf. Im dichten Unterholz sind die grauen Riesen kaum auszumachen und in der Dämmerung oder nachts schon gar nicht.
Die Bootssafari auf dem nahe gelegenen Shire-Fluss ist eine sehr erholsame Angelegenheit. Ruhig, angenehm kühl und bequem lassen wir Flusspferde, Krokodile, Elefanten, Schildkröten an uns vorbeiziehen. Verschiedenste Wasservögel, Kingfisher, Seeadler komplettieren die Szenerie.