Wildnis oder Zoo

Fast eine Woche sind wir nun im Etosha Nationalpark unterwegs. Von der exklusiveren Dolomite-Lodge über den einfachen Olifantrus-Campingplatz, der Okaukuejo-Lodge mit seiner beleuchteten Wasserstelle bis zum Halili-Camp (auch mit beleuchteter Wasserstelle) haben wir quer durchs Angebot gekostet. Sämtliche Lodges im Etosha-Park werden durch das NWR (Namibia Wildlife Resorts), eine staatliche Organisation, betrieben. Somit gleichen sich alle Plätze. Die gleichen Safari-Ausflugsangebote, die gleiche Speisekarte, das gleiche Konzept und schliesslich auch überall die gleiche Flexibilität, Zuvorkommenheit, Innovation und Begeisterung - so, wie man es eben von staatlichen Stellen kennt.

Faszinierend und einmalig ist die zu beobachtende Tierwelt. Natürlich sind auch wir auf der Foto-Jagd nach Löwe, Elefant und Nashorn. Auch wir fahren immer wieder an die Wasserlöcher, um Herden von Zebras, Gnus und Springböcken an der Tränke zu beobachten. Fast mehr Freude bereiten jedoch die unscheinbaren Begegnungen entlang der Strasse, die uns immer wieder zu längeren Pausen zwingen. Einmal sind es zwei balzende Erdhörnchen, dann wieder ein Schakal, der einen Straussenkadaver gegen vier wartende Geier verteidigt oder ein Fleckenhyänen-Paar, das, fast unsichtbar an einem Busch liegend, vor sich her döst.

Abends sitzen wir dann in der Halili-Lodge am beleuchten Wasserloch. Auch hier keine Frage, wunderbar, was uns „geboten“ wird. Erst ein durstiges Nashorn mit Jungtier, anschliessend eine Gruppe Giraffen. Faszinierend, wie dies grazilen Gestalten die Vorderbeine spreizen, um mit dem Kopf das Nass aufzunehmen. Später, gemächlich und lautlos, schleicht eine grosse Gruppe Elefanten ans Wasserloch heran, um zu trinken und die Kleinen planschen zu lassen. Die kleineren Tiere wie Vögel und Schakale machen jeweils geduldig Platz, schauen aus der zweiten Reihe den Grossen zu und nutzen die Pausen zwischendurch um flink wieder das Wasserloch einzunehmen. Nach der Elefantenherde war der Wasserspiegel merklich gesunken und so kam auch prompt ein Angestellter der Lodge um einen Wasserhahn zu öffnen und das Wasserloch wieder zu füllen. Das war der Augenblick bei dem ich mich fragte, bin ich wirklich in der Wildnis oder vielleicht doch in einem grosse

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