Wildnis gesucht - Wildnis gefunden

Xakanaxa, was sich anhört wie der Name einer Aztekenkönigin, ist in Wahrheit eine Miniortschaft im Okawangadelta mit ein paar Hütten, einem Gate, wo die Touristen den Eintritt in den Park entrichten, und einem Camping mit zehn Plätzen. Kein Strom, wenig Wasser (ausser in den Sümpfen links und rechts), ein Toilettenhäuschen und sonst nichts. Gar nichts. Nein, auch kein Wifi oder sonstiger Empfang. Auch kein Zaun, der die Plätze abgrenzt. Und wären da nicht die Feuerstellen, wäre auch gar nicht ersichtlich, dass hier Campingplätze existieren.

Als wir ankommen, machen sich gerade ein paar niedliche kleine Affen am Vorratskasten eines abgestellten Campers zu schaffen, verziehen sich aber, durch uns gestört, blitzschnell in die Bäume. Wir stellen unser Fahrzeug ab, Tisch und Stühle auf und den lose herumliegenden Elefantendung beiseite. Soweit so friedlich.

Dann aber beginnt die grosse Tiershow. Langsam, gemächlich nähert sich ein Elefant. Geschmeidig zupft er mit seinem Rüssel, mal hier mal da, einen Zweig von den Bäumen, steckt ihn in sein Maul und kaut andächtig darauf herum. Er nähert sich unserem Fahrzeug, schaut es interessiert an und beginnt dann liebevoll seinen Hinterteil am Hinterteil unseres Fahrzeugs zu reiben, was bewirkt, dass das Auto bedenklich anfängt zu schwanken. Zum Glück verliert er schnell das Interesse und widmet sich seiner nächsten Mahlzeit am nächsten Baum.

Kurze Zeit später schmatzt es unüberhörbar aus dem Schilf. Zu uns dringt asthmatisches Schnaufen, begleitet von schweren Tritten und einer übel riechenden Duftnote. Zwei grosse schwarze Büffel bewegen sich, ohne grosse Eile, aus dem Schilf und Sumpf, an unserem Fahrzeug vorbei in das nebenan gelegene Feld um dann nach ein paar Minuten wieder in den Sumpf zurückzukehren. Nur diesmal war Schluss mit gemächlich. Auf halber Strecke beginnt der eine Büffel an zu rennen. Der andere zieht mit. Die Erde zittert. Staub wirbelt auf. Beängstigend, mit welcher Kraft und Wucht die beiden an uns vorbeipreschen. Wehe dem, der ihnen im Wege steht.

Dass auch kleinere Tiere ein mulmiges Gefühl geben können, erfährt Brigitte auf dem Damen-WC. Hinter der Tür liegt eine Schlange. Zwar sehr dünn, aber doch gegen einen Meter lang. Und die sieht man, bzw. Frau erst, wenn sie sitzt. Der herbeigerufene Parkranger entlässt den ungebetenen Toilettengast fachmännisch in die Wildnis. Es soll sich vermutlich um eine Boomslang (Afrikanische Baumschlange) gehandelt haben. Sehr menschenscheu aber giftig.

Den Sonnenuntergang zu geniessen ist das eine. Schnell danach aber schwindet das Licht. In nur 15 Minuten ist es finstere Nacht. Mit der Taschenlampe eilends zum WC, dann aber ab ins Dachzelt. Im Schilf machen sich nämlich wieder Büffel bemerkbar. Sie sind unruhig und schnauben heftig. Ganz in der Nähe ertönt das Heulen von Hyänen. Steven Spielberg hätte es nicht besser orchestriert. Tief in der Nacht weckt uns ein Grunzen und Stapfen im Sumpf. Ein Hypo, das  lautstark sein Grünfutter kaut. Nur zehn Meter neben uns. Es scheint keine Eile zu haben.

Am Morgen danach unzählige Spuren rund um das Fahrzeug. Hyänen haben offenbar in der Nacht lautlos bei uns nach Essbarem gesucht.

 

Korrigendum: Nach Konsultation der Bilder konnte mir ein Parkranger glaubwürdig versichern, dass es sich bei der Schlange um eine Green Spottet Buschsnake handelte, welche nicht giftig ist.

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