Cunene River

Grenzen faszinieren mich seit jeher. Seien es physische oder psychisch, eigene oder fremde. Der Cunene River, ganz im Nordwesten von Namibia, ist eine solche Grenze. Über weite Strecken trennt er auf natürliche Weise die beiden Länder Namibia und Angola. Teilweise weniger als 50 Meter breit, teilweise nur knietief. Ein leichtes, diese Grenze zu überschreiten - wären da nicht gewisse Hindernisse. Angola ist so nah und doch so fern.

Zum einen lauern die Krokodile, die, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie früher, ein handfestes Argument liefern, nicht im Fluss zu baden oder im Uferbereich zu flanieren. Genau in unserer Lodge hat ein Tourist vor ein paar Jahren alle Warnungen in den Wind geschlagen. Seine Freundin sah ihm beim Baden zu und fuhr anschliessend alleine nach Hause.

Dann gibt es auch rein formale Gründe, Angola nicht zu betreten. Die angolanischen Behörden reagieren alles andere als zimperlich, wenn es um ein fehlendes Visum geht. Und wer will schon den Rest des Urlaubs - oder auch etwas länger - im Gefängnis von Luanda verbringen.

Weiter sollen im angolanischen Grenzbereich zu Namibia seit dem Bürgerkrieg räuberische Rebellengruppen aktiv sein - und weite Landstriche sind noch heute mit Landminen verseucht.

Und so schaue ich wehmütig mit dem Feldstecher über die Grenze - ans andere Ufer. Ich sehe zwar keine Krokodile, keine Rebellen und auch keine Landminen. Trotzdem bin ich fasziniert vom Unerreichbaren, fasziniert von der unbekannten Welt, beeindruckt von den lauernden Gefahren - aber auch glücklich und zufrieden, auf der „sicheren Seite“ zu sitzen.

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