Das mit der Reise und dem Ziel

Vom Küstenort Imi Ouaddar aus wollen wir heute die Wasserfälle in Imouzzer besuchen. Ein Katzensprung, nur ca. 50 km östlich, im Landesinneren. Zudem gemäss Karte eine „grüne“ Strasse - folglich eine sehenswerte Landschaft. Ausnahmsweise haben wir den Wecker gestellt, um früh loszufahren und rechtzeitig, bei angenehmen Temperaturen unser Ziel zu erreichen. Immerhin kletterte das Thermometer die letzten Tage auf beinahe 30 Grad.

Los geht’s auf der Küstenstrasse. Zuverlässig führt uns unser Navi zum Abzweiger in Richtung der Wasserfälle. Auf einer schmalen, aber gut ausgebauten und asphaltierten Strasse, geht es zügig bergauf. Nach ca. 11 km dann die grosse Überraschung - kein Asphalt mehr, nur noch Schotterpiste. Was soll‘s, wir haben einen Geländewagen mit Allrad, viel Optimismus und ein Ziel – die Wasserfälle. Frohen Mutes nehmen wir die ersten Kilometer unter die Räder. Schlaglöcher und enge Passagen häufen sich. Auf der einen Wagenseite die Felswand auf der anderen der Abgrund. Sträucher und Äste kratzen an der Wagenseite. Eine Serpentine folgt der anderen. Immer wieder müssen wir zurücksetzen, um die engen Kurven zu meistern. Einsam sind wir unterwegs. Zum Glück – denn ein Kreuzen mit einem anderen Fahrzeug wäre unmöglich. Der „Point of no return“ ist längst hinter uns und der aufkommende Nebel wirkt auch nicht als Stimmungsaufheller. Noch ca. 30 km sind vor uns. Durchschnittsgeschwindigkeit - nur wenig über Schritttempo. Hin und wieder treffen wir auf einen Schafhirten. Dankbar, einer Menschenseele zu begegnen, fragen wir nach dem Weg. Sie nicken jeweils mit dem Kopf und zeigen weiter geradeaus. Nach über 4 Stunden Schotterpiste erreichen wir schliesslich das Dorf Imouzzer. In einer kleinen Gaststätte stärken wir uns mit einem „Thé a la mente“ und erinnern uns, dass wir eigentlich wegen den Wasserfällen hierher gefahren sind. Wir fragen den freundlichen Gastwirt nach dem Weg. Er meinte, es seien schon etwa 15 Minuten zu Fuss, er könne uns aber gerne fahren. Dankend lehnen wir ab, denn unsere Körper sehnen sich nach dieser anstrengenden Fahrt nach etwas Bewegung. Versteckt hinter Bäumen und Gebüschen finden wir nach einem kurzen Fussmarsch den kleinen harmlos wirkenden Wasserfall. Ca. 30 Meter hoch ist er, bzw. wäre er, wenn denn da Wasser fliessen würde. Trotzdem, sehr beschaulich die kleine Lagune (mit Wasser) am Fuss des glatten Felsens.

Die 50 km Anfahrt waren recht abenteuerlich, weshalb sich unsere Enttäuschung über das Rinnsal in Grenzen hielt. Heute war somit nicht das Ziel „Highlight des Tages sondern die Reise zum Ziel.

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